Zu Besuch beim NABU Lahntal oder wie Artübergreifender Artenschutz funktionieren kann

Im schönen Lahntal - ein ca. 170cm hoher Steinhaufen als Lebensraum und Schutz für Schlangen, Eidechsen und Insekten. Foto: I. Till
Im schönen Lahntal - ein ca. 170cm hoher Steinhaufen als Lebensraum und Schutz für Schlangen, Eidechsen und Insekten. Foto: I. Till

Auf Einladung des NABU Lahntal besuchten Karl-Peter Brühl und ich die NABU Gruppe Lahntal, welche den Herdenschutz für ihre Tiere gerne in Hinsicht auf die mögliche Rückkehr des Wildtieres Wolf optimieren möchte. Karl-Peter Brühl, selbst Weidetierhalter, hat sich innerhalb der LAG Wolf dem Herdenschutz verschrieben und kennt die Tücken im Aufbau eines guten Weidezaunes aus der eigenen Praxis. Nach der langen Zeit des Lockdowns freuten wir uns darauf endlich wieder gemeinsam mit anderen Naturschützern aktiv zu werden.

Diese Fläche ist durch Maschinen kaum von übermäßigem Bewuchs freizuhalten, deshalb übernehmen Weidetiere die Arbeit, Foto: I. Till
Diese Fläche ist durch Maschinen kaum von übermäßigem Bewuchs freizuhalten, deshalb übernehmen Weidetiere die Arbeit, Foto: I. Till

 

Empfangen wurden wir in Goßfelden sehr freundlich von Gerd Weide, welcher uns zu den vielen Weideprojekten des NABU Lahntal führte. Was als ein Beratungstermin geplant war, entwickelte sich von Anfang an zu einem wunderbaren Vormittag an dem alle Beteiligten viel Fachwissen austauschten.

 

 

Gleich bei der ersten Weidefläche wurden wir von einer sich durch die Sonne schlängelnden Ringelnatter begrüßt, auf den vielen Wasserflächen tummelten sich unzählige Libellenarten. Wir hatten das Gefühl in einem kleinen Paradies gelandet zu sein, welches durch die Arbeit vieler Ehrenamtlicher und der Weidetiere gestaltet und erhalten wird. Wir gingen am Weidezaun entlang und überlegten gemeinsam, wo wir in Hinsicht auf eine Wolfsabweisende Wirkung des Zaunes Verbesserungen anregen könnten. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass es sinnvoll wäre, den Litzenabstand etwas zu verändern und das Weidetor besser abzusichern um das Durchschlüpfen eines Wolfes zu verhindern. Verabschiedet von einem Neuntöter ging es weiter zum Materiallager und den nächsten Flächen.

 

 

Karl-Peter Brühl und Gerd Weide im Gespräch. Foto: I. Till
Karl-Peter Brühl und Gerd Weide im Gespräch. Foto: I. Till

 

Im Materiallager erklärte uns Gerd Weide anhand der vorhandenen Nisthilfen viel über unterschiedliche Nisthilfen und die Möglichkeiten, dass wirklich die gewünschte Vogelart in die Nisthilfe einzieht. Unterwegs zur nächsten Weide besichtigten wir noch die neu erstellte Halle und ein Braunkehlchenschutzgebiet. Hier bekamen wir wertvolle Tipps wie man eine Fläche für Braunkehlchen interessant gestalten kann.

 

 

Bei den Schafen angekommen, wurde der Zaun in Augenschein genommen und es wurde wieder besprochen was man hier eventuell verändern könnte. Das Thema „gute Erdung“ und die Wichtigkeit dieser tauchte in unseren Gesprächen immer wieder auf.  Nebenbei lernten wir ein tolles System zum Obstbaumschutz kennen, welches den Verbiss durch Ziegen und Wild verhindert sowie sehr langlebig ist.

Behornte Kuhrassen sind zwar im Handling manchmal etwas schwieriger, haben dem Wildtier Wolf allerdings einiges entgegenzusetzen. Foto: I. Till
Behornte Kuhrassen sind zwar im Handling manchmal etwas schwieriger, haben dem Wildtier Wolf allerdings einiges entgegenzusetzen. Foto: I. Till

 

Mich als Kuhliebhaberin zog es gleich zu den Mutterkühen eines Biobetriebes, auch sie betreiben eine sehr gute Landschaftspflege und sorgen durch ihre Beweidung unter anderem für die leckeren Champignons, die ich so gerne sammle. Die NABU Gruppe plant ebenfalls eine Beweidung durch eine alte robuste Rinderrasse, das rote Höhenvieh.

 

 

 

Wir verabschiedeten uns am frühen Nachmittag mit dem Wunsch in Kontakt zu bleiben und bedanken uns bei Gerd Weide und den vielen Ehrenamtlichen im Lahntal, die sich aktiv  für den Schutz des Lebensraumes von Insekten, Amphibien, Braunkehlchen, Schwarzstorch, Wolf und aller anderen Arten einsetzen, denn Artenschutz sollte nicht nur für eine Art gelten und muss immer im Zusammenspiel mit allen anderen Arten gesehen werden.

 

Bericht: Ingeborg Till